P|S Porbatzki & Stocker Standpunkte


Warum ein Blackout wie in Spanien in Deutschland unwahrscheinlich ist – und was wir trotzdem tun sollten

Der großflächige Stromausfall in Spanien und Portugal am 28. April 2025, bei dem rund 50 Millionen Menschen stundenlang ohne Elektrizität waren, war einer der schwerwiegendsten in Europa seit Jahren. Deutschland blieb zwar verschont, doch der Vorfall wirft drängende Fragen zur Sicherheit und Resilienz auch unseres Stromnetzes auf. Eine differenzierte Betrachtung zeigt, warum ein solcher Blackout hierzulande unwahrscheinlicher ist – aber auch, warum wir uns auf mögliche Kaskadeneffekte besser vorbereiten müssen.


Warum denken wir, dass Deutschland besser aufgestellt ist:


1. Starke Netzverbindungen und Redundanz

Deutschland ist durch ein feinmaschiges Netz aus Wechselstromleitungen mit zahlreichen Nachbarstaaten verbunden. Dies erlaubt gegenseitige Unterstützung bei Versorgungsengpässen und macht das deutsche Netz robuster gegen Isolationseffekte, wie sie auf der iberischen Halbinsel eine Rolle spielten.


2. Vielfältige und steuerbare Erzeugungsstruktur

Die heterogene Energieerzeugung – bestehend aus Wind, Sonne, Biomasse, Wasserkraft und konventionellen Kraftwerken – verleiht dem Netz Pufferkapazitäten, die in Spanien bei starker Abhängigkeit von Solarstrom fehlten. In Deutschland können Lastspitzen und -einbrüche effizienter ausgeglichen werden.


3. Fortschrittliche Sicherungssysteme

Die automatischen Schutz- und Sicherungseinrichtungen, darunter schwarzstartfähige Kraftwerke, ermöglichen eine zügige Wiederherstellung der Netzstabilität. Regelmäßige Netzstresstests und Simulationen tragen zur Sicherheitsvorsorge bei.


Warum Deutschland dennoch nicht immun ist!


1. Europäische Interdependenz

Der Vorfall hat gezeigt, dass Störungen in einem Land das gesamte kontinentale Verbundnetz destabilisieren können. Deutschland mag gut vorbereitet sein – ist aber nicht isoliert. Frequenzabweichungen und Versorgungslücken können sich ausbreiten, bevor nationale Schutzmechanismen greifen.


2. Transformation zu erneuerbaren Energien

Mit dem steigenden Anteil volatiler Energiequellen (Wind, Sonne) im deutschen Netz steigt auch die Komplexität der Netzführung. Wie in Spanien geschehen, kann der gleichzeitige Ausfall mehrerer dezentraler Erzeuger zu massiven Instabilitäten führen, wenn keine ausreichenden Speicher- und Reservekapazitäten vorhanden sind.


3. Risiken durch Extremwetter oder Sabotage

Extreme atmosphärische Phänomene oder gezielte Angriffe auf Infrastruktur können auch hierzulande zu Problemen führen. Auch wenn ein Cyberangriff in Spanien nicht bestätigt wurde, bleibt dies ein real existierendes Szenario, das nicht ausgeschlossen werden darf.



Empfehlungen für das deutsche Stromnetz:

Um die Systemsicherheit langfristig zu stärken, sollten wir in Deutschland folgende Maßnahmen weiterverfolgen bzw. ausbauen:


  • Ausbau der Speicher- und Reservekapazitäten
    Förderung neuer Technologien wie
    Großbatteriespeicher, Pumpspeicherkraftwerke und Wasserstofflösungen, um Lastspitzen abzufangen und Flexibilität im Netz zu erhöhen.


  • Engmaschiges Monitoring volatiler Einspeisung
    Stärkere digitale Überwachung und Vorhersagemodelle für Einspeisung und Netzbelastung, insbesondere bei Wetterumschwüngen.


  • Systemisches Risikomanagement
    Einführung eines
    Energiewende-Monitorings, das regelmäßig Schwachstellen im Netz identifiziert und Maßnahmen zur Risikoabwehr evaluiert – wie von Experten des Bundesverbands für den Schutz Kritischer Infrastrukturen gefordert.


  • Internationale Koordination ausbauen
    Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Netzagenturen der Nachbarstaaten, um grenzüberschreitende
    Blackout-Szenarien zu simulieren und Notfallpläne weiterzuentwickeln.


  • Cybersicherheit stärken
    Verstärkte Tests auf
    IT-Schwachstellen in Netzleitstellen und Simulation von Angriffsszenarien zur Stärkung der Resilienz.


Fazit

Deutschland ist technisch und organisatorisch besser gegen flächendeckende Stromausfälle gewappnet als viele andere Länder. Dennoch ist es kein Inselstaat – weder geografisch noch energetisch. Der Vorfall in Spanien zeigt, wie rasch sich Instabilitäten im europäischen Netz verbreiten können. Wir sollten daher nicht nur auf robuste Technik setzen, sondern auch auf strategische Vorsorge, sektorübergreifende Kooperation und kontinuierliches Monitoring, um das deutsche Stromnetz zukunftsfest zu machen.